Habecks Dissertation
Eine kritische Bestandsaufnahme plus Überlegungen zur Literaturwissenschaft und zu den sogenannten Universitäten
von Sebastian Edinger
Struktur des Textes:
1. Eigener fachlicher Hintergrund
2. Literaturwissenschaft: scheinbar eine Disziplin, vor allem ein Milieu
3. Das Ontologieverbot
4. Die als Überwindung der Ontologie getarnte Kastrierung der Semiotik
5. Das von Adorno verordnete Negativitätsparadigma
6. Eine Habeck’sche Besonderheit: Medientheorie ohne brauchbaren Medienbegriff
7. Mit Deutschland konnte er nie etwas anfangen – und mit der Germanistik?
8. Hegel und die Gattungstheorie – verunglückte Bezugnahmen (etwas technischer, für Laien weniger interessant)
9. Konklusion und Bewertung
Ich werde kurz meinen eigenen fachlichen Hintergrund erläutern, soweit er für den Text relevant ist, und anschließend einen wichtigen Punkt ansprechen, der Outsidern oft nicht klar ist: Die Literaturwissenschaft ist mindestens genauso sehr ein Milieu, wie sie eine Disziplin ist (Abschnitt 2). Die Abschnitte 3 – 5 behandeln milieuspezifische Grundpositionen, die innerhalb des Milieus sakrosankt sind. Gerade in diesen Abschnitten läßt sich zeigen, daß axiologisch überfrachtete Milieuimperative im Zentrum von Habecks Dissertation stehen, weshalb es sich bei ihr um eine sehr brave, milieukonforme, approbiert kritische und daher unkritische Arbeit handelt. Die Abschnitte 6 – 8 behandeln spezifische Probleme von Habecks Arbeit, doch Abschnitt 7 zeigt auf, wie sehr der Literaturwissenschaftler Habeck bereits der Politiker Habeck war. Abschnitt 6 setzt sich mit schwerwiegenden Problemen im systematischen Zentrum seiner Dissertation auseinander, Abschnitt 8 ist für das breite Publikum vermutlich weniger interessant und kann am ehesten übersprungen werden, ohne daß man viel verpaßt.
1. Eigener fachlicher Hintergrund
Um kurz meinen literaturwissenschaftlichen Hintergrund zu erklären: Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft war mein zweites Hauptfach, meine Promotion erfolgte in der Philosophie, allerdings im Rahmen eines aus Philosophie- und Literaturwissenschaftlern (ja, richtig gelesen) zusammengesetzten DFG-Graduiertenkolleg namens Lebensformen & Lebenswissen, das ein Kooperationsprojekt der Universität Potsdam und der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) war. Die Literaturwissenschaft war also nicht nur während meines Studiums, sondern auch während meiner Promotionszeit ein permanent präsentes Milieu; inhaltlich ist es, als hätte ich Komparatistik zweimal studiert. Obwohl ich bis 2015 in einem stark literaturwissenschaftlich geprägten Milieu verkehrte, kann ich mich nicht daran erinnern, daß jemals jemand Robert Habeck erwähnt hat – weder während meines Studiums noch während meiner Promotionszeit. Das könnte im Falle meiner Zeit im Graduiertenkolleg auch damit zusammenhängen, daß Habeck zu dem Zeitpunkt bereits seit mehreren Jahren Berufspolitiker war, aber wäre seine Dissertation ein fachlich bemerkenswertes Buch, dann hätte sich das wenigstens in diesen Kreisen herumgesprochen.
2. Literaturwissenschaft: scheinbar eine Disziplin, vor allem ein Milieu
Man muß auch die folgenschwere Ausgangslage der Literaturwissenschaft bedenken: Literaturwissenschaftler stehen nur selten in der Tradition der Philologie, wie sie bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts lebendig war; Editionsarbeit und Textkritik sind eher randständige Tätigkeiten in der Literaturwissenschaft, aber letztlich das einzige genuin philologische Erbe innerhalb derselben, die sich heute vor allem mit ästhetisch-theoretischen Fragen beschäftigt (siehe Brackert/Stückrath 2001; Becker/Hummel/Sander 2006) Literaturwissenschaftler schreiben keine Literatur, sondern sie produzieren Sekundärliteratur über Literatur, zu deren Hervorbringung sie nicht imstande sind (auch als Romanciers erfolgreiche Philologen wären z.B. David Lodge, Tolkien und Umberto Eco). Sie kleben an etwas, das kulturgeschichtlich äußerst wichtig und bedeutsam war, produzieren aber selber nur Texte, die lediglich in Kleinstzirkeln wahrgenommen werden. Das Kerngeschäft ihrer Arbeit am Text heißt (oder hieß vor ihrer aktivistischen Zweckentfremdung) Interpretation, die in dem Maße prestigeträchtig und einsichtsvoll ist, wie sie theoretisch gehaltvoll oder inhaltlich erhellend ist. Dazu bedürfen die Literaturwissenschaftler im wesentlichen der Philosophie. Doch sobald sie beanspruchen, philosophisch Beachtungswürdiges hervorzubringen, wird man schmerzlich dessen gewahr, daß ihre Konstruktionen (die seit Habermas oft, auch bei Habeck, „Rekonstruktionen“ genannt werden, ohne daß jemand sich darüber jemals Gedanken machen oder die Wortwahl rechtfertigen würde) zumeist banausisch, laienhaft, banal und philosophisch dünn sind (dieses Urteil läßt sich beklemmend oft und immer öfter auch die Schriften von Philosophiewissenschaftlern ausweiten); letzteres manifestiert sich vor allem darin, daß sie mit einer Geistesgeschichte aus zweiter Hand operieren, die ihnen allzu oft von Hans Blumenberg oder Michel Foucault, also von heldenhaften Theoriekreuzrittern aus Suhrkampien, dargereicht worden ist, und wenn es um vermeintlich harte Theorie geht, holt man sich Adorno oder Derrida hinzu (wiederum Suhrkampautoren). In sehr vielen Fällen läßt sich sagen: Das, was die Leute für ihren edlen und bewunderungswürdigen Bildungshorizont halten, gehört praktisch Suhrkamp (und ist nicht im Ansatz das, wofür sie es halten).
In der Literaturwissenschaft als Milieu gibt es Axiome, deren normativer Gehalt qua Über-Identifikation absorbiert wird, während ihr normativer Gehalt gegen jegliche Reflexion und Hinterfragung abgedichtet wird. Axiologie und Axiomatik greifen hier in einer für das Milieu selbst reflexiv unzugänglichen Weise ineinander. Das läßt sich anhand von drei das axiologische Rückgrat des Milieus mitkonstituierenden Positionen aufzeigen, die bei Habeck eine prominente Rolle spielen und in denen sich Milieu und Disziplin überschneiden: (1) das Ontologieverbot bzw. die geradezu viszerale, wenngleich selten verstandene oder überhaupt bedachte Aversion gegen Ontologie, und (2) das komplementäre Bekenntnis zu einer selbstreferentiellen Diskursivität, (3) das Adornosche Erbe, das Habeck „Negativitätsparadigma“ nennt, d.h. die als unbedingte Pflicht anerkannte theoretische Manier, alles unter negativitätstheoretischen Vorzeichen zu analysieren. Damit sind die milieuspezifischen Dogmen benannt, die restliche Kritik in diesem Text behandelt die oben genannten Probleme innerhalb der beschriebenen Struktur.
3. Das Ontologieverbot
Zunächst kurz zur Bedeutung von Ontologie:
Grundsätzlich meint Ontologie in ihrer modernen philosophischen Form eine Seins- und Gegenstandstheorie in dem Sinne, daß die Theorie sowohl die grundlegenden Elemente der Gegenstandskonstitution als auch ihre sowohl formalen und materiellen Grundrelationen dem Anspruch nach vollständig erfassen und theoretisch valide beschreiben soll. Eine Ontologie des Lebens z.B. muß nicht nur die Grundbegriffe von Lebendigkeit angeben können, sondern auch Lebendigkeitsformen (Mensch, Tier, Pflanze z.B.) voneinander sowie Lebendiges von Nicht-Lebendigem begrifflich stringent unterscheiden und sowohl die Begriffe als auch die Kriterien dieser Unterscheidung angeben können. In dieser konstitutionstheoretischen Bedeutung hat Ontologie einen Zwillingsbruder im Bereich der Informatik. Ontologien spielen nicht nur in der Informatik allgemein, sondern auch gerade im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine entscheidende Rolle: Sie dienen der sprachlichen Erfassung, Organisation und Repräsentation von Wissen, sie enthalten sowohl die relevanten Begriffe und Konzepte als auch die Beziehungen zwischen ihnen und die regulativen Prinzipien, gemäß denen Wissen organisiert werden kann. Kurz: Durch eine zur Anwendung gebrachte Ontologie entsteht der Unterschied zwischen ungeordneter Information, die als Rauschen betrachtet werden kann, und logisch geordneter, konzeptualisierter Information, die wiederum höherstufig logisch verfügbar ist in komplexeren und für komplexere Modellierungen. In der Künstlichen Intelligenz bilden Ontologien die Basis sowohl der Klassifikation und Erschließung von Wissen als auch der Definition der Regeln und Beziehungen zwischen Wissensbeständen und Wissensarten.
Im bescheidensten sprachtheoretischen Sinne, der den Nukleus von Habecks Dissertation berührt, bedeutet Ontologie, daß Sprache der Erfassung der Wirklichkeit dient und an der Wirklichkeit sich ausweisen können muß. Für eine exoterische Darstellung von Ontologie bietet sich hier Karl Poppers Drei-Welten-Theorie an (die Popper nicht als ontologische Theorie bezeichnet, weil die Welten keine ontischen Bereiche sind, die jeweils für sich noch in einer umfassenden Theorie vollständig beschrieben und erfaßt werden sollen):
„So nenne ich ‚Welt 1‘ die Welt der physikalischen Materie, der Kraftfelder usw.; ‚Welt 2‘ die Welt der bewußten und vielleicht auch unterbewußten Erfahrungen; und ‚Welt 3‘ insbesondere die Welt der gesprochenen (geschriebenen oder gedruckten) Sprache, wie Geschichten erzählen, Mythen erfinden, Theorien, theoretische Probleme, Fehler und Argumente.“ (Popper 2015: 272)
„Welten“ läßt sich hier allerdings auch auffassen im Sinne von „Seinsbereiche der Art von“, dann kann das Weltenmodell illustrativ zur Beschreibung ontologischer Sachverhalte herangezogen werden. Mit Blick auf Habecks Dissertation ist wichtig, daß Habeck ein „Absolutist von Welt 3“ ist, und daß dieser Absolutismus einen spezifisch ästhetischen Sinn hat, der allerdings weit über ästhetische Fragen hinausreicht.
Welt 2, sofern man ihr eine substantielle Eigenständigkeit zugesteht, würde bereits eine ontologische Überschreitung von Welt 3 darstellen; Habeck proklamiert vorsorglich: „Das Bewußtsein des Menschen und sein Wissen von Erfahrungen ist aber niemals vorsemiotisch.“ (Habeck 2001: 122) Das schließt nicht aus, daß es auch außersemiotisch konstituiert ist, doch das Außersemiotische ist nur innersemiotisch zugänglich, weil der Zeichenprozeß selbstreferentiell geschlossen ist. Darin gründet das Ontologieverbot, weil Ontologie hier grundsätzlich für eine anzuerkennende und theoretisch adäquat zu reflektierende hermeneutische Abhängigkeit des Semiotischen von Außersemiotischem steht. Ontologie steht im Reich der Gründe für die Bestreitung der selbstreferentiellen Geschlossenheit des Zeichenprozesses und im Reich der Begründung für die Entwicklung einer Position, die – um am Beispiel zu bleiben – die theoretische Gleichwertigkeit und -verbindlichkeit aller drei Welten als verbindlich anerkennt und daraus ihr theoretisches Anspruchsniveau entwickelt.
Habecks anti-ontologische Passagen haben überall einen abwehrenden, affektierten, angewiderten, aber nirgends widerlegenden oder anspruchsvoll begründenden Charakter. Dabei ließen ontologische Entwürfe sich innerhalb von Habecks Modell von Literarizität eigentlich einfach abwehren, denn er müßte lediglich seinen Verzicht auf ontologische Denkfiguren dadurch begründen, daß Fiktionalität keinen lebensweltlichen Referenten benötigt, kurz: Fiktionales Erzählen entfaltet gemäß der Selbstreferentialität literarischer Zeichenprozesse seinen Inhalt, ohne daß die empirische Realität faktisch in ihr vorkommt, in ihr vorkommen muß oder ihr als konkreter Bezugspunkt im einzelnen dienen muß. Das tut Habeck jedoch nicht, seine Angriffe auf ontologisches Denken sind grundsätzlicher und allgemeiner Natur. Der Ontologiebegriff wird weder intern differenziert (es gibt nicht Ontologien verschiedener Wertigkeit, sondern Ontologie) noch überhaupt philosophisch erörtert.
Wie verfährt Habeck mit der Ontologie, anstatt sie als bereichsspezifisch irrelevantes Problem auszublenden, das zu umfassend ist und den Rahmen seiner Arbeit sprengt? Er bekämpft sie ohne Not, aber mit einer Menge milieuspezifischer Ideologie (die natürlich “weiß”, daß Ontologie per se ideologisch, fundamentalistisch, starr usw. ist).
Eine indirekte Formulierung eines klaren Ontologieverbots findet sich in Habecks Anerkennung des imperativischen Sozialzwangs, dem „Ontologievorwurf“ zu entgehen:
„Für solche semiotischen Ansätze auf medienwissenschaftlicher Seite ist maßgeblich, daß sie einen interpretativen Bezug zu den Zeichenkomplexen, die das Medium vermittelt, einkalkulieren, ihre theoretischen Maßgaben jedoch konzipieren, ohne dem Ontologievorwurf etwa einer Empirischen Medienwissenschaft verdächtig zu werden.“ (Habeck 2001: 34)
Nicht nur eine manifeste Ontologie darf nicht als theoretisches Vorhaben in Erwägung gezogen werden, selbst „ontologische Grauzonen“ sind schon unbedingt zu vermeiden, läßt Habeck uns wissen:
„Sie muß sowohl die besonderen Valenzen des Gegenstandes einbeziehen, ohne in ontologische Grauzonen abzudriften, wie sie sich an den Relevanzkriterien einer funktionalen Gattungstheorie orientieren muß, ohne ihre Willkürlichkeit zu teilen.“ (Ebd.: 37 f.)
Klingt hier nicht überdeutlich an, daß man den Ontologiekontakt scheut wie der Teufel das Weihwasser, weil gewollter oder lässig hingenommener Ontologiekontakt Kontaktschuld nach sich zieht? Und was tritt an die Stelle der Ontologie? Nun: das Gespräch im Milieu und seine Konventionen und Normen. Scheinwissenschaftlich sublimiert klingt das so:
„Eine sprachliche Aussage gewinnt nicht ontologisch Bedeutung durch die Dignität des dargestellten Gegenstandes oder der Darstellung selbst, sondern durch ihre Verortung im Raum eines intersubjektiven Gesprächs, in dem wir buchstäblich eine gemeinsame Orientierung teilen.“ (Ebd.: 95)
„Orientierung“ schließt hier mit ein: gemeinsame Vorurteile, gemeinsame Grundhaltungen, gemeinsame Werturteile, gemeinsame Tabus, gemeinsame theoretische Freunde und Feinde. Qualitätsfragen sind dann von bestenfalls sekundärer Relevanz, die Gemütlichkeit im Einvernehmen läßt Differenzen als geringfügig erscheinen, solange nur persönliche Sympathie vorhanden ist. Sympathie und Antipathie, obwohl bei Habeck nichts von begrifflichem Rang (wie etwa bei Max Scheler), leiten viele Formulierungsentscheidungen an. So sagt Habeck, daß „in den gegenwärtigen Ästhetiken aus einem – berechtigten – Affekt gegen ontologisch belastete Inhaltsästhetiken zurückgedrängte Traditionslinie der ästhetischen Theorie“ (ebd.: 42, meine Hervorhebung) in den Blick komme. Wie kommt er allerdings dazu, in einer Dissertation solche Dinge auszusprechen und „Affekte“ gegen eine Art der theoretischen Betrachtung zu sanktionieren? Er hätte genügend Zeit gehabt zu lernen, daß so etwas in einer wissenschaftlichen Qualifikationsschrift nichts zu suchen hat. Doch wie kommt es, daß Doktoranden in solchen „Milieudisziplinen“ überhaupt auf die Idee kommen, sich über etwas hinwegsetzen glauben zu dürfen, dem sie nicht gewachsen sind? Zwei maßgebliche Heroen des Milieus haben ein solches Aburteilen im Vorbeigehen zum Gratisartikel für alle gemacht. Worauf sich anspiele, sind die beiden bis heute die Weichenstellungen vieler geisteswissenschaftlicher Disziplinen und Fragestellungen maßgeblich anleitenden Großangriffe auf ontologisches Denken: Adornos Negative Dialektik und Foucaults Die Ordnung der Dinge, beide 1966 erschienen.
Die Absenz philosophischer Grundsatzüberlegungen erklärt sich also daraus, daß in der geisteswissenschaftlichen Milieukultur im allgemeinen Ontologie in etwa das Ansehen von lesbischem Feminismus bei den Hell’s Angels genießt. Dumm ist allerdings in Habecks Fall, daß die pauschale Ablehnung von Ontologie auf unheilvolle Weise mit einem offenkundigen Nichtverstehen von aus der Ontologie herrührenden Grundbegriffe korrespondiert. Der Empirischen Literaturwissenschaft, der Habecks eigener Ansatz nicht einmal zuzurechnen ist, macht er im Grunde moralische Vorhaltungen:
"Hinterrücks führt das Konzept der Empirischen Literaturwissenschaft wieder ein, was eigentlich erledigt werden sollte: die Annahme über eine dem ästhetischen Gegenstand eignende negative Substantialität.“ (Ebd.: 194)
Für Habeck sind „nicht-substantialistisch“ und „nicht-ontologisch“ identisch. Das ist allerdings in der Sache falsch und schlecht verstandener Adorno in einem Aspekt, in dem Adorno sich selbst nicht gut verstanden hat. Würde Habeck die ontologische Problematik verstehen, würde ihm auch der Zusammenhang zwischen der Ontologiekritik und der Nominalismus-Kritik bei Adorno aufgehen. Warum greift Adorno den Nominalismus, der sich der Verpflichtung auf „Substantialiät“ enthoben fühlt (Zitat unten), an? Weil er in einem totalen Idealismus strandet, der sich selbst zum „Einzigen“ gerät in selbstgenügsamer Weltlosigkeit. Die Dialektik wird damit aufgelöst, die Subjekt-Objekt-Relation kollabiert ins durch den gänzlichen Substantialitätsverlust objektivitätslose Subjekt hinein. Habeck hat Adorno und die Nominalismus-Kritik im Werk Adornos nicht verstanden, denn die Substantialität ist bei Adorno eine zentrale Kategorie, die der Verteidigung bedarf; ohne Substantialität kein Vorrang des Objekts, der das Kernstück der Dialektik Adornoschen Schlages bildet. Hier ein Zitat aus der in solchen Kreisen heiligen Negativen Dialektik:
„Wohl verstand er die »Idealtypen«, durchaus im Sinn subjektivistischer Erkenntnistheorie, als Hilfsmittel, dem Gegenstand sich zu nähern, bar jeglicher Substantialität in sich selbst und beliebig wieder zu verflüssigen. Aber wie in allem Nominalismus, mag er auch seine Begriffe als nichtig einschätzen, in diesem etwas von der Beschaffenheit der Sache durchschlägt und über den denkpraktischen Vorteil hinausreicht – keines der geringfügigsten Motive zur Kritik des unreflektierten Nominalismus –, so lassen die materialen Arbeiten Webers weit mehr vom Objekt sich leiten, als nach der südwestdeutschen Methodologie zu erwarten wäre.“ (Adorno 1970a: 166; meine Hervorhebung)
Die Nominalismus-Kritik ist die Rückseite seiner Verdinglichungskritik. Während die Verdinglichung Konzeptuelles mit einer Starrheit ausstattet, die die Logik von Begriffsbildung unterminiert und eine Begriffsdogmatik einführt, ist Adornos Nominalismus-Kritik bereits eine Konstruktivismus-Kritik avant la lettre: Die Absolutsetzung der Sprache treibt ihr aus, woraus sie sich zu legitimieren hätte; sie kreist weltvergessen in sich selbst und – eine ironische coincidentia oppositorum – verfällt einem umgekehrten Dogmatismus. Ohne das, was Adorno den Vorrang des Objekts als eines dialektischen Moments meint, wären die Weber’schen Idealtypen rein ideale Typen, Produkte einer unterschieds- und gegenpollosen Idealität, die sich nur sich selbst verpflichtet wähnt.
4. Die als Überwindung der Ontologie getarnte Kastrierung der Semiotik
Genau diesen Weg geht Habeck aber in semiotischen Ausführungen, denn er hält eine Kastrierung der Semiotik in der üblichen literaturwissenschaftlichen Manier ganz brav für eine „Radikalisierung“ derselben und für eine Überwindung all dessen, was mit diesem Modell dadurch in Konflikt gerät, daß theoretische Zusatzannahmen und die Beachtung weiterer Fragen nötig sind. Die Gewährsmänner sind, wiederum wie in solchen Kreisen üblich, Ferdinand de Saussure und Jacques Derrida, während natürlich der Begründer der Semiotik und wahre Meisterdenker Charles Sanders Peirce außen vor bleibt (und bleiben muß; allein schon Peirces vielgestaltiger und doch klar bestimmter Begriff des Repräsentamens sperrt sich gegen jeden Kastrationsversuch). Zu Peirce hat Habeck nichts zu sagen, auch wenn er ihn ein paar Mal halbherzig erwähnt; so wird sein Zeichenmodell als „umstritten“ bezeichnet, in einer Fußnote wird gesagt:
„An dieser Stelle, wo es um die Ausarbeitung der ästhetisch zu interpretierenden Semiose geht, kann der pragmatische Gesichtspunkt der Zeichenverwendung vernachlässigt werden.“ (Habeck 2001: 32, FN 3)
Aber was wird „vernachlässigt“, wenn dieser Gesichtspunkt „vernachlässigt“ wird? Kurz: Die Zeichentheorie strandet in Nonsense. Warum? Weil das Peircesche Modell (in verschiedenen terminologischen Spielarten) grundsätzlich dreistellig organisiert ist:
„Eine Darstellung ist die Eigenschaft eines Dinges, kraft deren es durch die Erzeugung einer bestimmten geistigen Wirkung anstelle eines anderen Dings stehen kann. Das Ding, das diese Eigenschaft besitzt, nenne ich Repräsentamen, die geistige Wirkung oder den Gedanken seinen Interpretanten und das Ding, für das es steht, sein Objekt.“ (Peirce 2000: 252)
Habeck stellt allerdings in den Mittelpunkt seiner Ausführungen, daß „die Identität der Zeichen […] nach Ferdinand de Saussure nicht durch seinen konkreten Inhalt verbürgt [ist], sondern durch seine Differenz zu anderen sprachlichen Zeichen“ (Habeck 2001: 32). Die anderen sprachlichen Zeichen ersetzen den Inhalt bzw. das Objekt. Weiter bei Habeck: „Derrida radikalisiert nun diese Theorie zugunsten eines Primats des Signifikanten.“ (Ebd.) Nein, er entleert sie zugunsten des Signifikanten und erteilt damit dem Milieu die Erlaubnis, den gesamten Prozeß der Signifikation (Darstellung nach Peirce oben) auf die Zeichensphäre, d.h. die des sogenannten Diskurses oder Gesprächs (oder des sinnlosen Schwafelns in den meisten Fällen) zu reduzieren.1 Welchem Ziel dient diese Vorgehensweise? Dem Ziel, daß semiotische Ansätze „ihre theoretischen Maßgaben jedoch konzipieren, ohne dem Ontologievorwurf etwa einer Empirischen Medienwissenschaft verdächtig“ (ebd.: 34) werden. Kurz: Es geht um Immunisierung gegen einen bestimmten Vorwurf innerhalb eines Kleinstdiskurses, weil es sich in diesem konformistisch zurechtgestutzten Milieu der postrukturalismusaffinen Literaturwissenschaft gehört oder „geziemt“ (nach Knigge), Ontologie zu ächten, für etwas „Gestriges“, Überwundenes oder zu Überwindendes, jedenfalls für überholten Quatsch zu halten, der nicht dem Konsens beim gemeinsamen Sushi-Essen entspricht.
Um das genauer zu fassen: Bei Habeck wird selbst die schon kupierte und zweistellig gemachte Saussuresche Relation zwischen Signifikant (Bezeichnendes) und Signifikat (Bezeichnetes) entleert, weil in der sogenannten Radikalisierung alles in die Immanenz abgeschoben wird: das Signifikat, auf das ein Signifikant sich bezieht, ist ein weiterer Signifikant, die Kette der Signifikanten damit sowohl endlos als auch von innen heraus (und in ein Außen hinein) unüberschreitbar:
„Die Zeichen werden nicht auf das, was sie signifizieren hin interpretiert, sondern ihr Signifikat wird gleichsam als Semiose festgelegt.“ (Ebd.: 35)
Nicht umsonst ist Selbstreferentialität für Habeck eine ästhetische Zentralkategorie:
„Obzwar Kunstwerke in der Moderne aufgrund ihrer Selbstreferenz keine Bedeutungen außerhalb ihrer selbst denotieren, stehen sie in der Rezeption und Interpretation für eine durch sie vorgestellte Bedeutung.“ (Ebd.: 66)
Mit Bezug auf die Sprache bedeutet das ein endloses Verlagern von sprachlichen Entscheidungsfragen auf die Metaebene des semiotischen Prozesses; es gibt dann, um ein explosives Beispiel zu nehmen, den Begriff der Ethnie und das Konstrukt der Ethnie, das an die Stelle der Ethnie tritt, über die man nicht sprechen kann (= soll/darf), weil damit der Ausbruch aus dem semiotischen Käfig in die Realität stattfindet; deshalb wird darüber diskutiert und vor allem dekretiert, wie die Sache zu verstehen sei: fundamental als Konstrukt, je nach Situation: als ideologisches Konstrukt, als Verschwörungsirgendwas usw. usf.
Eine solche Abschließung der Sprache gegen jegliches Übersteigen der selbstreferentiellen Geschlossenheit des semiotischen Prozesses kann man methodisch vollziehen, ohne daß man sich der leeren Ranküne wider ontologisches Denken hingeben muß. Wenn man schon derart anti-ontologisch eingestellt ist, sollte man wenigstens den fahlen Schatten einer Begründung dafür anbieten können, doch nicht nur ist zu derartigem in solchen Kreisen das Vermögen nicht da, man ergeht sich gar selbstgefällig in einer Rhetorik der Überwindung – als würde die gemeinsame Einnistung in einem Konsens und das eingeübte kollektive Naserümpfen irgend etwas in der Sache „überwinden“. Bei Habeck klingt das so:
„Kriterien, die ‚Authentizität‘ oder den ontologischen Status des Objekts bestimmen, bzw. mit ihm argumentieren, setzten einen ästhetischen Gegenstandsbegriff voraus, der auf das klassizistische Werkdenken verweist, das eigentlich überwunden werden sollte.“
Warum eigentlich? Was macht die Überwindung erstrebenswert? Und warum arbeitet er dann (siehe Abschnitt 8) mit Hegels Gattungstrias, die klassizistischer kaum sein könnte? Auf die Frage nach dem Überwindungsimperativ gibt Habecks Dissertation keine Antwort, die nicht letztlich wieder den Konsens, die Überwindung sei dringend nötig, mobilisiert. Überwindung bedeutet in Milieus wie der Literaturwissenschaft, daß man sich fast einhellig darin einig, eine Sache für überholt zu halten, scheel anzusehen, affektiert herabzuwürdigen und zu verpönen.
Eine ontologische Sprachtheorie wäre übrigens kein fundamentalistischer Irrsinn, sondern praktisch die klassische Sprachtheorie, wie Karl Bühler (Bühler 1934) sie begründet hat, also ein Modell, in dem Sprache als Kommunikationswerkzeug in der Welt fungiert und sowohl der praktischen Verständigung als auch der Definition, Bearbeitung und Lösung praktischer Probleme im sozialen Verbund dient. Bühler entwickelt nicht einmal eine eindimensional repräsentationalistische Sprachtheorie, sondern führt Sprach- und Ausdruckstheorie zusammen, indem er ein Modell der Semiogenese entwickelt (innerhalb dessen, was er „Sematologie“ nennt – bevor peinliche Belehrungsversuche gestartet werden), das Sprachentstehungsprozeß vom Tierreich und der zeichenartigen Kommunikation von Insekten (mittels „Verkehrssignalen“ statt Zeichen) bis hin zur abstrakten Symbolsprache von Menschen in den Blick nimmt. Daß die poststrukturalistische Semiotik von alledem nichts wissen will, ist eine Sache, aber die Überwindungsrhetorik und die Legitimierung von Affekten gegen etwas so Basales wie die Ontologie wirkt kindisch affektiert und zeugt von einem eklatanten Mangel an basaler philosophischer Bildung. – Bühler findet man übrigens bei Habeck in mehreren Fußnoten, aber nur im Modus des Globalzitats; nichts deutet darauf hin, daß hier eine nähere Auseinandersetzung mit dem zitierten Buch jemals stattgefunden hat.
5. Das von Adorno verordnete Negativitätsparadigma
Habeck behandelt das Negativitätsparadigma wie ein Gesetz, das einer weiteren Zementierung bedarf; der Dogmatismus der Anpassung ans Geltende qua Geltendes läßt sich hier schwerlich „überhören“:
„Die Rekonstruktion der gegenwärtigen Debatten ergibt, daß die ästhetischen Potenzen der Literatur vor allen Dingen in ihrer Negation gültiger Sprach- und Weltzustände gesehen wird. Je nach medienwissenschaftlicher Couleur wird das Negativitätsparadigma der Literaturwissenschaft entweder bejaht oder verneint, nirgendwo aber in Frage gestellt.“ (Ebd.: 8)
Niemand stellt es in Frage, also hat niemand es in Frage zu stellen, basta. Wenn man es in einer Dissertation schon nicht zur Frage stellen will, weil man damit zu arbeiten gedenkt, dann sollte man es vielleicht doch ein wenig subtiler zu rechtfertigen imstande sein. Sonst ist es kein Paradigma, sondern ein Dogma, gleich dem von der Unfehlbarkeit des Papstes.
Sprachlogisch fällt natürlich auf, daß Habeck sich die Literaturwissenschaftler so vorstellt, wie er hier agiert: Wenn sie verneinen, dann tun sie das, ohne etwas in Frage zu stellen, nämlich rundheraus und einfach so. Daß eine gehaltvolle Verneinung eine In-Frage-Stellung nicht nur voraussetzt, sondern begründet vollzieht, leuchtet ihm anscheinend nicht ein. Außerdem meint Habeck die Gültigkeit, Verbindlichkeit oder Unverzichtbarkeit des Paradigmas, nicht dieses selbst, denn dasselbe existiert, wird tatsächlich niemand in Frage stellen (aber es sollte auch nicht eigens eine These wert sein).
In seinen sonstigen Ausführungen zur Negativität macht Habeck alles andere als eine glückliche Figur. Wir finden ein Highlight wie dieses:
„Eine Begründung, wie es von der vereinheitlichten ästhetischen Andersheit zu unterschiedlichen Weisen der Wahrnehmung kommt, kann aufgrund des verallgemeinerten Negativitätsmoments nicht mehr erfolgen.“ (Ebd.: 37)
Verallgemeinertes Negativitätsmoment kann hier schwerlich noch etwas anderes bedeuten als „generelle Negativität“, und eine solche erschwert tatsächlich die Begründung eines Zustandekommens (hier von Weisen der Wahrnehmung). Aber Habeck kommt hier überhaupt erst in Gang, es wird noch viel besser. Wenige Zeilen weiter sagt er:
„Ästhetische Erfahrung läßt sich nicht weiter spezifizieren, und zwar weder situativ, noch gattungstheoretisch, noch medientheoretisch.“ (Ebd.)
Ja, wozu dann diese Arbeit/Dissertation, die im Untertitel von einer „gattungstheoretischen Begründung literarischer Ästhetizität“ im Ankündigungsmodus spricht? Eine solche hat sich damit erledigt. Wenige Zeilen weiter heißt es dann aber:
„Alle ästhetischen Gattungen, bildende, musikalische und literarische werden als Spielformen einer allgemeinen Einstellung gewertet.“ (Ebd.)
Dann ist sie aber sehr beschreibbar und spezifizierbar, denn die Einstellung müßte schon so allgemein sein, daß sie überhaupt keinen Inhalt mehr haben kann, um nicht gut beschreibbar zu sein. Das ist aber praktisch auszuschließen, weil das, woran sie überhaupt noch erkennbar sein kann, gerade das Spezifische ist, in dem sie konkrete Gestalt annimmt. Schwierigkeiten entstehen natürlich wieder daraus, daß Habeck von der „der Negativitätsästhetik korrespondierende[n] kognitive[n], und so positiv-bedeutungshaften Kategorie der Kunst“ (ebd.: 42) spricht. Eigentlich sollte Kunst, der Gegenstand von Ästhetik, nicht ein ihr Korrespondierendes sein, denn das ist, als wäre die Wirtschaft das Korrespondierende des Wirtschaftsministers und nicht dessen qua Ressort zugeteiltes Aufgabengebiet.
Die Negativität, die Habeck so lieb ist, die aber auch ein Milieuimperativ ist, gerät ihm zur Monstrosität:
„Die Zeit des Prozesses der Zeichensetzung steht also quer zu der idealen Auffassung von der Vorstellung. Der Prozeß ist die semiotisch strukturiert. [sic!] Deshalb ist die zeichensetzende Vorstellung eine negative Tätigkeit, die den realen Eindruck der Wirklichkeit verschwinden läßt.“ (Ebd.: 59)
Lassen wir außer acht, daß Habeck uns im zweiten Satz des Zitats darüber informiert, daß der Prozeß, der im ersten Satz als einer der Zeichensetzung definiert wird, semiotisch strukturiert ist, und schauen uns statt dessen den dritten Satz an: Wenn die zeichensetzende Vorstellung eine derart negative Tätigkeit ist, wie entsteht der reale Eindruck von Wirklichkeit dann überhaupt? Wie wird Wirklichkeit wieder aufgebaut, wenn dieser Prozeß an sein Ende gekommen ist? Wo kommt eine produktive Tätigkeit her? Und in welchem Medium kann die sich entfalten, wenn der Zeichensetzungsprozeß unter dem Gesetz von Negativität steht?
Für Habeck liegt der Ausweg aus der Negativität in der Negativität:
„Mit Hegel ist die Zeit der Sprache als Negativität im Verhältnis zu diskursiven Bedeutungsstrukturen zu verstehen. Diese Negativität ist dann wiederum die Bedingung für die Positivität sprachlicher Vorstellungsstrukturen.“ (Ebd.: 123)
Worauf Habeck damit zielt, ist die Selbstbezüglichkeit von Negativität innerhalb einer Struktur, in der sie als Motor fungiert: Wenn Negativität das operative Prinzip schlechthin ist, muß sie auch als produktives Prinzip fungieren können in der Negation der Negation, weil Negation nicht einfach Zerstörung bedeutet. Anders gesagt: Negativität ist bei Habeck ein perpetuum mobile. Habeck liest Hegel so, daß Negativität für Bewegung steht, während Positivität für Dogmatik, Stillstand und Versteinerung steht; das Positive wäre dann ontologisch das Prinzip der Bewegungslosigkeit, Negativität das Prinzip der Bewegung, die gegenüber der Bewegungslosigkeit das eigentlich produktive Prinzip ist. Eine derart allgemeine Auffassung von Negativität könnte übrigens ontologischer nicht sein; Hegels Unterscheidungen wie die zwischen einfacher, reiner und absoluter Negativität (in der Phänomenologie des Geistes) spielen bei Habeck keine Rolle; sein simples Negativitätsverständnis ist an Adorno geschult, übergeht aber die ontologische Problematik, die Adorno nicht los wird, durch Gefolgsamkeit gegenüber Adornos anti-ontologischen Dekreten (ich habe das weitläufig in meinem letzten Buch ausgefaltet; Edinger 2022).
Aber Habecks Anhänglichkeit gegenüber und Abhängigkeit von Adorno bleibt ebenfalls nicht ohne Verunglückung:
„Tatsächlich nämlich ist die literatur- oder kunstwissenschaftliche Konzeption die Bedingung der Möglichkeit von der behaupteten literarischen Negativität.“ (Habeck 2001: 191)
Das ist letztlich eine Adaption von Adornos Satz:
„Der Wahrheitsgehalt eines Werkes bedarf der Philosophie.“ (Adorno 1970b: 507)
Allerdings gerät die adornitische Formulierung, die der literarischen Negativität die literaturwissenschaftliche Theorie derselben verordnet, in der phraseologischen Kantianisierung („Bedingung der Möglichkeit“) eigentümlich dogmatisch und die Literaturwissenschaft zum hermeneutischen Vormund der Literatur. Was bei Adorno einen maieutischen Sinn hat, hat bei Habeck eher den Charakter eines Dekrets, was dadurch um so komischer ist, daß der „Endzweck“ der literarischen Negativität wenig überraschend im „Entwurf alternativer Wirklichkeitsmodelle“ (Habeck 2001: 210) besteht, die, mitsamt einer „einer vorstellenden Bedeutsamkeit“ (ebd.), den „Reiz von Kunst (und Literatur)“ (ebd.) ausmacht. Gemäß der Harmonie- und Übereinstimmungsbedürftigkeit des Milieus ist man fast versucht, von einer reductio ad Sushi zu sprechen, denn beim Sushi-Essen kann man sich an den alternativen Wirklichkeitsmodellen und ihrem Reiz gemeinsam laben.
6. Eine Habeck’sche Besonderheit: Medientheorie ohne brauchbaren Medienbegriff
All das ist um so beachtlicher, als es einen einfachen theoretischen Ausweg gäbe, der all das überflüssig macht und den Habeck sogar zu gehen beansprucht: den medientheoretischen. Literarizität könnte dann als Spezialfall von sprachlicher Medialität konzipiert werden, doch genau hier, im theoretischen Zentrum seiner Dissertation, liefert Habeck nichts. Um das zu validieren:
(1) Habeck priorisiert Zeichentypen, die nur innerhalb von Medien erfahrbar werden können (Wörter durch Schrift im Fall der Literatur, Klänge durch Töne im Fall der Musik), gegenüber Medien:
„Das Problem, daß sich dann jedoch stellt, ist, die Unterschiedlichkeit der Darstellungsweise der Medien nicht allein durch die Untersuchung der Relationen zwischen den Zeichen zu erklären, sondern die Verschiedenartigkeit der Zeichentypen zu berücksichtigen.“ (Ebd.: 35)
Wenn man Medium abstrakt definieren wollte, dann wäre es vor allem das Worin und Wodurch des Zur-Darstellung-Gelangens verschiedenartiger (tonaler, visueller, sprachlicher) Gebilde. Das Medium fundiert die Zeichenverwendung, die der jeweiligen medialen Gestaltung bedarf. Keine Unterscheidung von Zeichentypen erhellt die „Darstellungsweise der Medien“ als solcher. Die Zeichentypen werden medial gestaltet, nicht die Medien durch die Zeichentypen; genössen die Zeichentypen Vorrang vorm Medium, könnte man die Partitur für die Musik nehmen.
(2) Habeck faßt die Zeichenstruktur als das Besondere, die Sprache als das Allgemeine und das Verhältnis zwischen beiden als eines der Verallgemeinerung des Zeichens zur Sprache auf:
„Die Sprache als verallgemeinerter Begriff der Zeichenstruktur ist in einem umfassenden Sinn das Medium, das selbst noch die klassischen Kunstformen umfaßt und als besondere Ausprägung einer allgemeinen Symbolik aufnimmt.“ (Ebd.: 66)
Dieser Logik zufolge müßte es „zeichenhafte Sprache“ statt „sprachliches Zeichen“ heißen. Wenn, dann muß das Zeichen als ein „verallgemeinerter Begriff“ aufgefaßt werden, wobei sich dann wiederum die Frage stellt, was mit dieser Formulierung gewonnen wäre.
(3) Habeck faßt allerdings an anderer und programmatischer Stelle das Zeichen als Allgemeine, das Medium und damit die Sprache als Gattungsmedium (Punkt 4) das Besondere auf:
„Der Medienbegriff wird zeichentheoretisch reformuliert.“ (Ebd.: 31)
Es liegt nahe, ihn so zu verstehen: Das Zeichen ist das Allgemeinere gegenüber dem Medium, die Sprache aber das Allgemeinere gegenüber dem Zeichen. Eine stringente Logik oder Begründung der Beziehungen - Geisteswissenschaftler sprechen dabei gerne von “Arbeit am Begriff” - findet man in seiner Dissertation nicht.
(4) Habeck behauptet eine fundamentale Sprachlichkeit der Kunst und setzt in der Passage durch eine Klammer „Sprache“ und „Zeichen“ plötzlich gleich:
„Im weiteren Sinn sind somit alle Künste symbolisch, und die Sprache (die Zeichen) wird das systematisch wichtigste Gattungsmedium der Ästhetik. Aller Kunst ist implizit eine sprachliche Ratio zu eigen, die dem Denken, nicht dem Anschauen unterliegt. Die innewohnende Sprachlichkeit der Kunstwerke ist mit der Poesie zu einer expliziten geworden“. (Ebd.: 66)
Es ist ein bekanntes Phänomen, daß Komponisten gerade nicht sprachlich denken, was an der Logik des Mediums liegt, die Adorno die Logik des Materials nennt und die Habeck der Logik der Sprache unterordnet. Vermutlich hat Habeck hier auch Adornos Begriff der Sprachähnlichkeit mißverstanden und daraus eine Sprachlichkeit gemacht; bei Adorno heißt es:
„Daß der Kunst universelle Momente ebenso unabdingbar sind, wie sie ihnen sich entgegenstemmt, ist zu begreifen aus ihrer Sprachähnlichkeit.“ (Adorno 1970b: 304)
Die Übersteigerung von Adornos Sprachähnlichkeit zur Sprachlichkeit, die schon Matthias Vogel in seinem ebenfalls (wie Habecks Dissertation) 2001 erschienen Buch Medien der Vernunft kritisiert hat, während er seine Kritik mit einer differentiellen Medientheorie unterfüttert hat, ergibt sich aus Habecks Prägung: Die sprach- und begriffsorientierte Linie, die von Hegel über Adorno zur poststrukturalistischen Semiotik führt, steht quer zu einer Ästhetik wie der Schopenhauers, die Kunstformen bereits wesenstypologisch unterscheidet (und bei Habeck nicht die geringste Rolle spielt), statt sie generell der Sprache und ihrer ratio zu subsumieren. Matthias Vogel übersetzt in gewisser Weise Schopenhauers Wesenstypologie in eine auf John Deweys Ästhetik (kommt bei Habeck nicht vor) aufbauende medientheoretisch ausgearbeitete Typologie, die an Differenzierungskraft so weit jenseits dessen liegt, was Habeck zu bieten hat, daß ich mir besser eine evaluative Verhältnisbestimmung versage. Eine Etappendefinition von Vogel – er entwickelt den Begriff anhand etlicher Definitionen, die zunehmend verfeinert werden – lautet:
„Medien sind Mittel, die in einem intrinsischen Zusammenhang mit dem Ziel der jeweiligen Handlung stehen, in der sie als Mittel verwendet werden, und zwar so, daß das Ziel nicht ohne dieses Mittel erreicht werden kann.“ (Vogel 2001: 143)
Was ich vorhin das Worin und Wodurch nannte, artikuliert auf andere Weise das, worauf Vogel mit „nicht ohne dieses Mittel“ zielt. In einer gewichtigen Medientheorie müssen die verschiedenen Medien in ihrer Spezifität erfaßt werden, ohne daß der Bezug einem übergreifenden Allgemeinem aufgegeben wird. Vogel schafft dies dank einer subtilen Analyse, die die Logik verschiedener Medien in der Intransitivität ihrer Darstellungsleistungen (in der Oper kann nicht die Musik die Funktion des Textes und der Text die der Musik übernehmen, sie können nur gemeinsam zur Entstehung des Gesamtkunstwerks beitragen) adäquat reflektiert, aber dies alles innerhalb einer Theorie der Rationalität unternimmt, die Rationalität nicht der „ratio“ der Sprache unterwirft oder derselben gewaltsam angleicht. An der Erfüllung solcher Ansprüche scheitert Habecks Dissertation dadurch, daß die Sprachlichkeit mit einer Überwertigkeit versehen wird, die sie zur Königin der Ästhetik macht. Damit wird die viel allgemeinere und umfassendere Ästhetik der „Literarizität“ unterstellt, d.h. es wird praktisch das Verhältnis von genus (Ästhetik) und species (Literatur/Literarizität) auf den Kopf gestellt und damit das Anspruchsniveau verfehlt, das für verbindlich erachtet werden muß, wenn man der Ästhetik im eigentlichen Sinne gerecht werden will, statt sie von einer Teildisziplin und -perspektive her zu okkupieren.
7. Mit Deutschland konnte er nie etwas anfangen – und mit der Germanistik?
Hier dürfte es nun für viele Leser interessant und, so meine ich vorwegnehmen zu können, amüsant werden. Habeck präsentiert mit dem Gestus überlegener Belesenheit Überlegungen zur Geschichte und Systematik der Germanistik, was so klingt:
"Die Geburt der Germanistik geschieht aus philosophischem und philologischem Geist. [...] Das Fach 'Germanistik' entsteht also nicht, wie zumeist in den wissenschaftsgeschichtlichen Lehrbüchern nachzulesen, aus der empirisch ausgerichteten Philologie allein, sondern mit ihm ist von Anfang an eine systematisch-anthropologische Fragestellung mit normativer Ausrichtung verbunden. Ablesen läßt sich das an den Schriften Wilhelm von Humboldts und an den Diskussionen um die Neugründung der Berliner Universität 1810. Die Sprach- und Literaturwissenschaft wird als "Organon historischer Selbstverständigung" angesehen. Und die Tradition dieses Selbstanspruchs prädestiniert die Literaturwissenschaft bis heute für alle Arten kritischer Infragestellungen.“ (Habeck 2001: 19 f.)
(1) Wo Habeck die als Zitat gekennzeichnete Formulierung „Organon historischer Selbstverständigung“ her hat, weiß ich nicht; bei Fichte, der in der Fußnote genannt wird, konnte ich sie nicht finden. Wichtiger aber ist: Die Sprach- und Literaturwissenschaft existierten 1810 nicht und konnten kein Leitbild sein. Wilhelm von Humboldts maßgebende Schrift Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts erschien 1836 (seine frühere Schrift Ueber das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung erschien 1820), Franz Bopps von Humboldt rege diskutiertes Buch Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache 1816. Eine Sprachwissenschaft im modernen Sinne kann keine geistige Anleitung gegeben haben, weil Humboldt sie erst später begründet hat. – Humboldts Überlegungen zur Universitätsgründung sind übrigens im allgemeinen sehr trocken und planerisch-konzeptioneller Natur; wo hat Habeck da Anflüge philosophischer Kühnheit ausgemacht?
(2) Über Sprache unabhängig von Sprachwissenschaft gab es in den „Diskussionen um die Neugründung der Berliner Universität“ allerdings bemerkenswerte Ausführungen, und zwar patriotischer Natur, von Fichte:
„[D]as Latein studieren wir ausdrücklich als das abgeschlossene Resultat der Sprachbildung eines untergegangenen Volkes, und wir müssen es darum in dieser Abgeschlossenheit lassen.“ (Fichte 1990: 123)
Das ist nicht die Klage desjenigen, dem die bevorzugte Sprache leidvoll abhanden gekommen ist, sondern die Verabschiedung desjenigen, der einige der emphatischsten Lobreden auf die Schöpferkraft und Vitalität der deutschen Sprache überhaupt gehalten hat; dies spiegelt sich auch in Fichtes initiatorischen Fanfarenstößen wider:
„Lebendige Kunst kann ausgeübt und dokumentiert werden lediglich in einer Sprache, die nicht schon durch sich den Kreis einengt, sondern in welchem man neu und schöpferisch sein darf, einer lebendigen, und in welche, als unsere Muttersprache, unser eignes Leben verwebt ist.“ (Ebd.: 122)
Kann Habeck damit irgend etwas anfangen?
(3) Überprüft man seine These, wird es nur noch schlimmer für ihn, denn das eigentliche Gründungsdokument der Germanistik ist Gottfried Georg Gervinus’ Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen, die Habeck natürlich nicht erwähnt. Der erste Band dieser monumentalen Geschichte erschien 1835 (insgesamt in fünf Bänden, zwischen 1835 und 1842), just in dem Jahr, als Humboldt sein sprachphilosophisches Hauptwerk fertigstellte. Entgegen Habecks Rede vom philosophischen und philologischen Geist, wird Gervinus nicht müde zu betonen, daß sein Werk aus historischem Geiste verfaßt worden sei, und zwar nicht aus antiquarisch-historischem Geist, sondern aus schöpferisch-historischem Geist zum Zwecke der Nationserzeugung und -formung; der Ästhetiker und der Historiker werden an mehreren Stellen gründlich voneinander geschieden und einander gegenübergestellt, die Emphase und Identifikation mit Deutschland ist in keiner Zeile übersehbar:
„Der Ästhetiker tut am besten, das Gedicht so wenig als möglich mit anderen und fremden zu vergleichen, dem Historiker ist diese Vergleichung ein Hauptmittel zum Zweck. Er zeigt uns nicht eines Gedichtes, sondern aller poetischen Produkte Entstehung aus der Zeit, aus dem Kreise ihrer Ideen, Taten und Schicksale, er weist darin nach, was diesen entspricht oder widerspricht, er sucht die Ursachen ihres Werdens und ihre Wirkungen nach beurteilt ihren Wert hauptsächlich nach diesen, er vergleicht sie mit dem Größten der Kunstgattung gerade dieser Zeit und dieser Nation, in der sie entstanden, oder, je nachdem er seinen Gesichtskreis ausdehnt, mit den weiteren analogen Erscheinungen in anderen Zeiten und Völkern.“ (Gervinus 1962: 156)
Die Neigung zu viel ausgiebigerem Zitieren ist stark, aber ich muß es dabei belassen, denn die oben zitierte Passage Habecks enthält noch weitere Monstrositäten, die nicht übersehen werden sollten. Den Ahnherrn der Germanistik übergeht Habeck nonchalant, vom Geist der Gründung der Germanistik will er soviel wissen wie jemand, dem Deutschland egal ist, und in literaturwissenschaftlichen Einführungen weiß man es eben doch besser als Habeck, so überheblich er sich auch geben mag; Beispiel aus dem Band Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs:
„Die germanistische Fachwissenschaft entwickelte sich im Zusammenhang einer politisch-nationalen Einigungsbewegung. Die Germanistik wurde in diesem Rahmen als die wichtigste Wissenschaft im nationalen Selbstfindungsprozeß begriffen.“ (Brackert 2001: 551)
Das paßt sehr gut zu Gervinus’ gigantischer Literaturgeschichte, hingegen überhaupt nicht zu Habecks in wenigen Zeilen ausgebreiteter Geschichtsschreibung.
(4) Im letzten Satz der am Anfang dieses Abschnitts zitierten Passage sagt Habeck, daß die Literaturwissenschaft geradezu „prädestiniert“ sei für „alle Arten kritischer Infragestellungen“ (Habeck 2001: 20). Wirklich? Wie wir gesehen haben, ist Ontologie tabu und das Negativitätsparadigma sakrosankt. Soll die Ausrede darin bestehen, daß „Arten kritischer Infragestellungen“ sich nicht auf konkrete Topoi beziehe?
(5) Den ersten Satz des Zitats noch einmal:
"Das Fach 'Germanistik' entsteht also nicht, wie zumeist in den wissenschaftsgeschichtlichen Lehrbüchern nachzulesen, aus der empirisch ausgerichteten Philologie allein, sondern mit ihm ist von Anfang an eine systematisch-anthropologische Fragestellung mit normativer Ausrichtung verbunden." (Habeck 2001: 20)
Habeck, wie er leibt und lebt. Im Vordersatz wird etwas Konkretes und Nachprüfbares, prinzipiell Untersuchbares und Verifizierbares oder Falsifizierbares behauptet ("entsteht"), im disjunktiv ("sondern") hinzugefügten Nachsatz wird dann behauptet, daß mit der Sache eine bestimmte Fragestellung "mit normativer Ausrichtung verbunden sei". Dieses Verbundensein ist so vage und abstrakt, daß es sich überhaupt schwerlich bestreiten läßt, weil man extrem viel behaupten und zeigen muß, um eine nicht greifbare Relation vielleicht doch noch mühselig angreifen zu können Die Aussage muß dann schon als richtig zugestanden werden, wenn man Habeck zugesteht – und das ist mehr oder weniger unangreifbarer Konsens in der durch und durch verfrankfurterten akademischen Philosophie –, daß es keine normativ neutrale „systematisch-anthropologische Fragestellung“ geben könne (dies nicht stimmt, kann man Kondylis’ Macht und Entscheidung und der Das Politische und der Mensch entnehmen). Der kritische Geist kommt hier nicht weit, weil Habecks Satz – wie so viele in dem Buch, aber dazu bräuchte ich einen gesonderten Text – so formuliert ist, daß man sich, will man ihn kritisieren, in die Position bringt, einen Pudding an die Wand nageln zu müssen.
(6) Lapidar zurückgefragt: Warum übernimmt Habeck so eifrig Adornos Ontologieverbot, aber ignoriert hier Adornos nicht weniger apodiktisch verkündetes Anthropologieverbot?
8. Hegel und die Gattungstheorie – verunglückte Bezugnahmen
Ich kann mich hier kurzfassen: Habecks Dissertation fällt hinter Einführungen aus der Zeit seiner literaturwissenschaftlichen Aktivität zurück, sowohl hinter Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs als auch hinter das bei Reclam erschienene Buch Grundkurs Literaturwissenschaft. Warum? Habeck hält sich an „die Gattungstrias Lyrik-Epik-Drama als internes Ordnungskriterium der literarischen Vorstellungsformen“. Welches Ziel verfolgt er damit? Das Ziel, „überholte und ad acta gelegte Begriffe der Literaturtheorie durch die Herausarbeitung ihrer konstruktiven Zuschreibungen in gegenwärtige Debatten einzubeziehen“ (ebd.: 100). Zu diesem Zweck legt Habeck allerdings Gattungsformen ad acta, die neuere Gattungstheorien überhaupt erst in den Blick genommen haben, z.B. Hörspiel und den Bereich der faktualen Literatur (z.B. Autobiographien, Tagebücher, Reiseberichte etc.). Warum tut er das? Weil er eine Konzeption entwickeln will, die strikt an Hegel orientiert bleibt, denn die Gattungstrias, die Habeck zum Leitfaden nimmt, deckt, wie er sagt, „die drei Zeitzustände ab, die sich in Hegels enzyklopädischer Zusammenfassung des Vorstellungsbegriffs als Erinnerung, Einbildungskraft und Gedächtnis niederschlagen“ (ebd.: 100 f.). Damit verletzt Habeck aber gerade die methodologische Maxime, der er formuliert: „[D]ie methodische Komponente sichert die empirische Ausrichtung.“ (Ebd.: 55) Nicht so hier. Der Rückgriff auf Hegels Gattungstrias, der die gesamte literarische Entwicklung seit Hegel überspringt, schert sich keinen Pfifferling um empirische Validität.
Aber auch zu Hegel finden sich Thesen, die falsch sind, und sie betreffen sogar unmittelbar Habecks Anknüpfung an Hegels Ästhetik:
„Hegel verwendet den Begriff der ‚Vorstellung", um die spezifische Form literarischer Ästhetizität zu bezeichnen.“
Nein, tut er nicht; „Literatur“ kommt bei Hegel nicht einmal als terminus technicus vor (dazu unten mehr). Er verwendet den Begriff Vorstellung in vielfältiger Weise, u.a. auch, um das theoretisch zu fassen, was Habeck „literarische Ästhetizität“ nennt, aber Hegels Vorstellungsbegriff erstreckt sich in der Ästhetik auf einiges, worauf Habeck überhaupt nicht eingeht, während er so tut, als wäre Hegel ohne weiteres sein literaturwissenschaftlicher Gewährsmann. Primär verwendet Hegel den Vorstellungsbegriff, um Subjektives (Vorstellung des Künstlers) und Objektives (Vorstellung als objektiver Gehalt der Kunst allgemein) miteinander zu vermitteln. Eine bestimmte Art der Vorstellung, die eine Zwischenstellung zwischen Subjektivem und Objektivem einnimmt und vom Charakter her deshalb „momenthaft“ beides ist, ist die künstlerische Phantasie; sie ist eine Phantasie, der als solcher schon der nach Formgebung strebende ästhetische Gehalt in noch unausgeformter Weise innewohnt:
„Wir können diesen Unterschied allgemein so fassen, daß es nicht die Vorstellung als solche, sondern die künstlerische Phantasie sei, welche einen Inhalt poetisch mache, wenn nämlich die Phantasie denselben so ergreift, daß er sich, statt als architektonische, skulpturmäßig-plastische und malerische Gestalt dazustehen oder als musikalische Töne zu verklingen, in der Rede, in Worten und deren sprachlich schöner Zusammenfügung mitteilen läßt.“ (Hegel 1970a: 230)
Deshalb wird, so Hegel, „die in sich selbst dichterische Vorstellung nur in Worten objektiv“, wobei objektiv hier heißt: sie objektiviert sich in Worten und tritt so aus der Subjektivität, in der ihre Objektivität in statu nascendi wirkend ist, in die soziale Welt, die die des objektiven Geistes ist. Der objektive Geist, der durch den Künstler hindurchwirkt, manifestiert sich im für andere sichtbar werdenden Werk. Doch was macht Habeck daraus? Etwas ganz anderes, denn er verwendet Begriffe von „Innerlichkeit“ und „Äußerlichkeit“, die sich nicht nur bei Hegel nicht finden, sondern etliche Begriffe und Unterscheidungen Hegels unbegründet unterlaufen:
„Architektur, bildende Kunst und Malerei sind aufgrund ihres Materials äußerliche Raumkünste. Die Literatur hingegen nimmt die Äußerlichkeit nach innen. Nicht die Schrift oder der Text, geschweige denn Papier, Stein oder eben Bildschirm bzw. Silicon haben demnach den Status des Materials, sondern die Abfolge ehemals äußerer Phantasiegebilde innerhalb der Sprache. Nach allem bisher Gesagten ist es nun nicht mehr überraschend, wenn Hegel für den Komplex sprachlicher Bedeutungen auf den Begriff der "Vorstellung" rekurriert.“ (Habeck 2001: 55)
Daran stimmt nahezu nichts.
Der erste Satz stimmt schon deshalb nicht, weil die Architektur, vor allem die symbolische Architektur, Inneres äußerlich sichtbar gestaltet:
„In diese Äußerlichkeit [der sichtbaren Gestalt, S.E.] scheint zwar durch die architektonische Behandlung das Innere hinein, ohne jedoch das Objektive total zu durchdringen“. (Hegel 1970b: 351)
Das Objektive total durchdringen hieße, daß das Objektive sich selbst verfügbar und seiner selbst ansichtig werden könne. Dazu ist Reflexivität möglich, die sprachlich erzeugbar ist, und deshalb ist die Literatur in der Tat die Kunstform, in der der objektive Geist, der in allen Kunstwerken auf unterschiedliche Weise und unterschiedlichen Stufen zum Ausdruck kommt, am ehesten seiner selbst inne wird. Aber dieser alles zusammenhaltende Grundbegriff Hegels spielt in Habecks Buch keine Rolle. Weiter mit den Fehlern.
Die Literatur nimmt keine Äußerlichkeit nach innen. Der oben angesprochene Begriff der künstlerischen Phantasie zielt gerade auf eine umgekehrt gerichtete Bewegung, und das ergibt auch vom Vorstellungsbegriff her Sinn, sollte dieser nicht Sinneseindrücke in Vorstellungsbildern internalisieren, um sie dann wieder nach außen zu tragen. Literatur wäre dann ein äußerst unkreatives Unterfangen; zudem reproduziert die Unterscheidung zwischen Innerlichkeit und Äußerlichkeit die Subjekt-Objekt-Unterscheidung, auf die eine avancierte Medientheorie eine bessere, nicht in ontologische Gewässer geratende Antwort parat haben sollte. Was sollen überhaupt „äußere[] Phantasiegebilde“ (Habeck 2001: 55) sein? Phantasiegebilde, die ihre Äußerungsweise antezipieren, imaginativ entwerfen oder in Phantasiegestalt formen können, bevor eine künstlerische Artikulation stattgefunden hat, sind per se innere Gebilde, egal wie objektivitätsgesättigt sie sein mögen. Nach Hegel kommt der epischen Poesie „die Form der Objektivität“ in der spezifischen Weise zu (denn sie kommt der Kunst im allgemeinen zu, vgl. Hegel 1970a: 16), daß „eine von der Vorstellung in Form des Objektiven aufgefaßte und für die innere Vorstellung als objektiv dargestellte Welt ist“ (Hegel 1970b: 262). Das ist etwas ganz anderes als „die Äußerlichkeit nach innen“ (Habeck 2001: 55) zu nehmen. Habeck versteht dies nicht, weil er Hegel nur von der Ästhetik her liest und die Rolle des objektiven Geistes nicht von Hegels Gesamtphilosophie auf die Ästhetik zu übertragen vermag. Dementsprechend gibt er uns eine grotesk falsche Bestimmung von Hegels zentraler Bestimmung der Kunst als sinnliches Scheinen der Idee:
„Auch das Kunstwerk selbst hat zeichenhaften Charakter, denn die Bedeutung der Definition des Kunstwerks als 'sinnliches Scheinen der Idee' war ja, daß das Kunstwerk allgemeiner Ausdruck von einer Weltauffassung ist.“ (Ebd.: 65 f.)
Habeck subjektiviert gerade, was bei Hegel einen objektiven Sinn hat, der sich auch subjektiv manifestiert, aber eine „Weltauffassung“ kann jeder für sich haben, ohne daß von der Welt viel darin enthalten sein oder erfaßt werden muß; darauf zu beharren, ein „allgemeiner Ausdruck“ sei per se mehr als bloß subjektiv, tut nichts mehr zur Sache, wenn Hegels Begriff der Idee der zur Weltauffassung bagatellisiert wird. De facto sehen wir zu viele weltlose Weltauffassungen im heutigen Westen auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten und in lächerlicher Weise subjektivitätsverhafteten Belanglosigkeiten florieren. „Allgemeiner Ausdruck einer Weltauffassung“ kann sogar eine Auftragsarbeit sein, die die Weltauffassung eines anderen erfaßt und ihr einen allgemeinen Ausdruck verleiht. Das sinnliche Scheinen der Idee meint die Idee als die Selbstentfaltung der Idee durch den Künstler hindurch im Werk; inwieweit der Künstler der Idee gerecht wird, entscheidet über Gelingen und Mißlingen, über Größe oder Irrelevanz des Werks, und die Anerkennung der Relevanz subjektiver Weltauffassungen als solcher kommt in klassischen Ästhetiken nur formal vor. Die Differenz zwischen dem Hohen und dem Niedrigen war nämlich noch, ob ausgesprochen oder unausgesprochen, eine der wichtigsten überhaupt. – Und wenn man das wirklich verstehen will, muß man den Ideenbegriff vom objektiven Geist her verstehen, aber dann gelangt man bei einem Zu-Ende-denken Hegels auch zum Volksbegriff; davon will Habeck natürlich nichts wissen (dazu wäre ein eigener Text nötig, wie auch zu seiner hier nicht weiter zu bewertenden Kant-Interpretation).
Ich sagte bereits, daß Literatur als terminus technicus bei Hegel nicht vorkommt. Das ist nicht per se ein Einwand, denn eine Theorie kann theoretische Potentiale enthalten, die in ihr nicht artikuliert werden und über das hinausreichen, was in ihr explizit gesagt oder von ihrem Urheber bereits explizit gedacht wird. Aber Habecks Buch enthält keine Erörterung, die solche Unterscheidungen enthalten oder begründen. Was kommt hingegen bei Hegel vor, bei Habeck, der ihm die Treue zu halten verspricht, aber gerade nicht? Hegel unterscheidet nicht einfach nur Gattungsformen wie Epos und Lyrik voneinander, sondern auch das epische vom lyrischen Prinzip. Warum ist das wichtig? Weil die Unterscheidung zwischen Innerlichkeit und Äußerlichkeit entlang dieser Unterscheidung, die Habeck nicht aufgreift, die Literatur in einer Weise ausdifferenziert, die bei Habeck keine Rolle spielt. Konkret: Die Lyrik ist die subjektivere Form, in der „das Subjekt, das in seiner selbständigen Innerlichkeit für sich hervortritt und sich ausspricht“ (Hegel 1970a: 477), seine reinste Artikulationsform findet. Im Epos und Drama hingegen tritt die Idee in eine vielfältige Welt auseinander, in der eine zentrale Rolle Charaktere sprechen, mit C.G. Jung gesprochen: Archetypen. Literatur ist deshalb so lehrreich, weil Charakteristisches, Anekdotisches grundsätzlich Übersteigendes in ihr als Idee sich manifestiert, weil Charaktere in sie kennzeichnende Schicksalskonstellationen eintreten usw. usf. Die Leistung der Literatur besteht also gerade darin, wie weit sie sich der Philosophie annähert, die Hegel – um hier bei der Ästhetik zu bleiben – als „Explikation der ewigen Idee“ (Hegel 1970b: 355) bezeichnet. Freud entwickelt nur einen Begriff des Ödipus-Komplexes, weil Ödipus einen Typus in einer exemplarischen Verstrickung zur Darstellung bringt. In Goethes Werther sind Werther, Albert und Lotte Figuren und Typen zugleich, während Wilhelm, an den die Briefe adressiert sind, als Figur blaß bleibt und als Typus im halbwegs anspruchsvollen Sinne nicht gedacht werden kann. Habeck zeigt sich an allen innerliterarischen Unterscheidungen bei Hegel desinteressiert, reduziert die literarische Gattungsvielfalt auf die Hegel’sche Trias, beansprucht methodische Solidität und einen wichtigen Beitrag zu gegenwärtigen Debatten in der Literaturwissenschaft geleistet zu haben. Literarische „Ästhetizität“ ist bei Hegel in sich weitaus weniger homogen als bei Habeck.
Konklusion und Bewertung
Dieser Text hätte um etliche Seiten länger werden können, denn ich hätte noch seitenlang Stilblüten in der Luft zerpflücken können und mehrere Seiten über Habecks Hegel-Interpretation schreiben können. Aber kommen wir nun zum wenig salomonischen Ende.
Hätte Habecks Buch als Dissertation überhaupt durchgehen dürfen? Die doppelte Antwort lautet: ja, natürlich, und: nein, auf keinen Fall.
Zum „ja, natürlich“:
Die Arbeit ist ein typisches Milieuprodukt und sticht nicht einmal negativ heraus innerhalb der Literaturwissenschaft, auch nicht gemessen daran, daß es sich um eine Dissertation handelt. Das nötigt einem eine Fokusverlagerung auf: Das Milieu selbst, daß es als wissenschaftliche Disziplin zu agieren berechtigt ist und welche intellektuellen und wissenschaftlichen Anforderungen es an sich selbst stellt, ist ein gravierendes Problem – ein Problem, das keineswegs nur auf die Literaturwissenschaft beschränkt bleibt. Wo man überhaupt mit Überprüfungen und Streichungen anfangen soll? Wie soll man eingreifen, wenn ein Fach nicht dazu in der Lage ist, sich selbständig Standards vorzugeben und sie einzuhalten, die seine Existenz an Universitäten legitimieren? Wie viele Studenten sind in den Geisteswissenschaften überhaupt studierfähig? Wie viel Prozent sind allgemein studierfähig? 1975 haben 14,7 % der Schulabgänger das Abitur gemacht (Tabelle unten angehängt), bei Habecks Jahrgang 1989 waren es bereits 22,2 %, das Abi also bereits verramscht (ab 15 % würde ich davon sprechen), seitdem befinden wir uns im freien Fall (seit 2007: kontinuierlich über 30 %; 2014 – 2019: über 40 %). Allgemein läßt sich auf der Grundlage traditioneller europäischer kognitiver Kapazitäten, wie sie durch den IQ erfaßt werden, sagen: rund 10 % sind „Universitätsmaterial“. Wenn nun regelmäßig rund 40 % mit dem Abitur die Schule verlassen, heißt das gemäß der Mathematik der richtigen Seite der Geschichte, daß 30 % der Studenten nichts an den Universitäten zu suchen haben, während gemäß der Mathematik 75 % der Leute dort nichts zu suchen haben. Warum sage ich das hier? Weil wir alle Abschlüsse auf der Grundlage kognitiver Tests re-evaluieren müssen. 1990er-Romantik hilft uns nicht weiter, denn seit 1982 liegt die Abiturientenquote beharrlich bei über 20 %, d.h. im Bereich des vollendeten Un- und Blödsinns. Dann entwickeln sich durch das gesamte Bildungssystem hindurch Standards, die Habecks Dissertation unangreifbar machen, solange man mit dem System nicht rigoros zu brechen bereit ist. Habecks werden die Universitäten noch viele sehen, weil wir das System nicht beenden, das von Leuten übervölkert ist, die sie durchwinken. Ich werde noch deutlich mehr dazu (Habeck-unabhängig) in einem in den kommenden Monaten erscheinenden Buch sagen.
Zum „nein, auf keinen Fall“, das sich aus dem Text und den gerade angestellten Überlegungen von allein ergibt:
Will ich damit sagen, daß ich Habeck hätte durchfallen lassen? Nein, ich hätte das Thema nicht betreut und ihn nicht als Doktorand angenommen; was ich der Dissertation in Sachen Kant- und Hegelverständnis entnehmen kann, würde mir aufnötigen, Habeck den Verzicht aufs Philosophieren aufzunötigen. Da die Arbeit das fertige Produkt darstellt, muß man davon ausgehen, daß Habeck drei bis vier Jahre davor über ein wesentlich dürftigeres Verständnis des philosophischen Materials verfügt haben muß, an dem er sich überhoben hat. Die in Buchform vorliegende Arbeit läßt nicht darauf schließen, daß er mich in einem Vorgespräch hätte überzeugen können. Anders als üblich, würde ich umfangreiche Exposés verlangen, was heißt, daß er auf dem Wege einfach zu überführen wäre. Zudem würde ich – daraus allein erklärt sich die Unumstößlichkeit des Konjunktivs und meine (meinerseits anerkannte) Professur”untauglichkeit” im aktuellen System – die verbindlichen Ansprüche an Doktoranden in Lehrveranstaltungen so klar artikulieren, daß es unwahrscheinlich ist, Habeck als Nicht-Externen plötzlich vor mir zu haben, denn Leuten aus dem Suhrkamp-Milieu seit der Berliner Zeit des Verlags, in das Habeck bestens paßt, gebe ich in offener Ansage schlechte Chancen, einen nennenswerten Eindruck zu machen – jedenfalls keinen im positiven Sinne umwerfenden.
Generelles Schlußwort nicht zu Habeck, sondern zum Habeck-Problem, das durch den „Fall Habeck“ hindurchscheint:
Die Zulassung von Masteranden zum Promotionsstudium wird an den sogenannten Universitäten mittlerweile kriminell lax gehandhabt. Die Postdoc-Schwemme, die man mittlerweile gesinnungspolitisch durch DEI zu entschärfen versucht, ohne sie auflösen zu können (die Anzahl der unbegabten Konformisten, die sich die sogenannten Universitäten unter den Nagel gerissen haben, übersteigt die Anzahl der verfügbaren Stellen bei weitem), ist ein Resultat sowohl des Überbrückungspromovierens (Leute promovieren, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen; das Studium ist vorbei, aber arbeiten will man auch nicht, das Milieu ist schön kuschelig im allgemeinen) als auch des anspruchslosen Akzeptierens von Doktoranden.
Wenn wir den Fall Habeck ernstnehmen, können wir daraus etwas lernen. Daß das akademische System geistig und moralisch seit langem pleite ist, weiß jeder, der nicht durch Geldflüsse innerhalb des Systems betäubt wird. Auf Habeck herumzuhacken, mag für viele amüsant oder gar kathartisch sein, aber wichtiger wäre es, daß wir die Abiturientenquote - bei einer spekulativen Verrechnung mit der Demographie der Intelligenz – auf ca. 6 – 8 % herunterbringen (die einstmals realistischen 10 - 12 % sind heute illusorisch), den akademischen Sektor auf ca. 20 % seiner aktuellen Größe reduzieren und natürlich dabei auch das Dissertations- und Postdoc-Problem lösen. Von den USA gibt es hier nicht viel zu lernen, das haben wir versucht, es ging katastrophal schief. Schauen wir nun nach Südostasien, vor allem China und Singapur. Wie oben bereits gesagt: ein Buch wird bald kommen.
Zitierte Literatur:
Adorno, Theodor W. (1970a): Negative Dialektik. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Adorno, Theodor W. (1970b): Ästhetische Theorie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Becker, Sabina; Hummel, Christine; Sander, Gabriele (2006): Grundkurs Literaturwissenschaft. Stuttgart: Reclam.
Brackert, Helmut; Stückrath, Jörn (Hrsg.) (2001): Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs. 7. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Brackert, Helmut (2001): Zur Geschichte der Germanistik bis 1945. In: Brackert, Helmut; Stückrath, Jörn (Hrsg.): Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs. 7. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2001, S. 549 – 564.
Bühler, Karl (1934): Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Jena: Gustav Fischer.
Edinger, Sebastian (2022): Negative Anthropologie bei Plessner und Adorno. Theoretische Grundlagen – Geschichtsphilosophie – Moderne-Kritik. Berlin; Boston: de Gruyter.
Fichte, Johann Gottlieb (1990): Deduzierter Plan einer zu Berlin zu errichtenden höhern Lehranstalt, die in gehöriger Verbindung mit einer Akademie der Wissenschaften stehe. In: Engel, Johann J.; Erhard, Johann B.; Wolf, Friedrich A.: Gelegentliche Gedanken über Universitäten. Stuttgart: Reclam, S. 59 – 158.
Gervinus, Georg Gottfried (1962): Schriften zur Literatur. Hrsg. von Gotthard Erler. Berlin: Aufbau-Verlag.
Habeck, Robert (2001): Die Natur der Literatur. Zur gattungstheoretischen Begründung literarischer Ästhetizität. Würzburg: Königshausen & Neumann.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1970a): Vorlesungen über die Ästhetik. Band 3. Herausgegeben von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1970b): Vorlesungen über die Ästhetik. Band 2. Herausgegeben von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Peirce, Charles Sanders (2002): Semiotische Schriften. Band 1: 1865-1903. Hrsg. von Christian Kloesel und Helmut Pape. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Popper, Karl (2015): Erkenntnis und Evolution. Zur Verteidigung von Wissenschaft und Rationalität. Hrsg. und teilweise neu übersetzt von Hans-Joachim Niemann. Tübingen: Mohr Siebeck.
Vogel, Matthias (2001): Medien der Vernunft: Eine Theorie des Geistes und der Rationalität auf Grundlage einer Theorie der Medien. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Im Text erwähnte Tabelle:
Kurioserweise steht Habeck mit dem Anknüpfen an die selbstreferentielle Geschlossenheit der Zeichenwelt Luhmanns "operativem Konstruktivismus") viel näher als Adorno. Allerdings existiert Luhmann nur in allgemein gehaltenen Fußnoten. Das Verhältnis zu seinem Ansatz bleibt, so sehr eine Erörterung sich aufdrängt, unerörtert, was wiederum zu weiteren Spekulationen Anlaß geben kann.